Bei der Kalkschulter handelt es sich um eine eigenständige Erkrankung des Schultergelenks. Dabei kommt es zur Einlagerung von Kalkdepots (Kalziumhydroxylapatit) in die Sehnen der Rotatorenmanschette, seltener im Bereich der langen Bizepssehne. Genaue Ursachen, die zur Ausbildung dieser Kalkdepots führen, sind noch nicht bekannt. Derzeit werden mechanische, vaskuläre und biochemische Faktoren diskutiert. Ein Zusammenhang mit generellen Stoffwechselerkrankungen (Diabetes, Gicht, Steinleiden,…) besteht nicht.
Die Tendinosis calcarea, wie die Kalkschulter auch genannt wird, läuft in 3 Stadien ab:
- Präkalzifikationsstadium
- Kalzifikationsstadium, dieses wird noch unterteilt in die
- Formationsphase
- Ruhephase
- Resorbtionsphase
- Postkalzifikationsstadium
Die Dauer der einzelnen Stadien bzw. Phasen ist sehr unterschiedlich. Die mittlere Krankheitsdauer wird mit ca. 5 Jahren angegeben.
Symptomatik der Kalkschulter
Die Symptomatik der Kalkschulter kann sich sehr unterschiedlich zeigen. Neben langen beschwerdefreien Intervallen, kann es zu Schmerzen unterschiedlicher Ausprägung und Dauer kommen, bis hin zu einer massiven Schmerzsymptomatik und Pseudoparalyse des betroffenen Armes im Rahmen der Kalkresorbtion. Dieser hochakute Zustand hält jedoch oft nicht länger als ein bis zwei Wochen an. Meist heilt die Tendinosis calcarea folgenlos aus. In der Literatur beschrieben, jedoch unterschiedlich diskutiert, wird ein Postkalzifikationssyndrom. Dabei bestehen noch dauerhafte Schmerzen in der betroffen Sehne, bei mittlerweile vollständig aufgelöstem Kalkherd. Ein unmittelbarer Zusammenhang, zwischen bestehendem oder bestandenem Kalkherd und einem Riss in der Rotatorenmanschette, hat sich bisher noch nicht gezeigt.
Diagnostik der Kalkschulter
Die klinische Untersuchung liefert oft keine eindeutigen Hinweise. Meist können die Patienten jedoch die Lokalisation der Schmerzen genau angeben. Bei Verdacht hilft zur diagnostischen Abklärung eine Ultraschalluntersuchung bzw. ein Röntgenbild der betroffenen Schulter. Eine MRT-Untersuchung ist nur in den seltensten Fällen nötig.
Therapie der Kalkschulter
Handelt es sich um einen nebenbefundlich gefundenen Kalkherd, der keinerlei Beschwerden bereitet, ist keine weitere Therapie notwendig. Es muss lediglich erwähnt werden, dass 40% der asymptomatischen Kalkdepots irgendwann Beschwerden bereiten.
Besteht eine entsprechende Symptomatik, kann diese mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln und gelegentlichen Kortisoninfiltrationen gelindert werden. Eine begleitende Physiotherapie soll die Beweglichkeit im Schultergelenk erhalten und muskulären Verspannungen vorbeugen.
Durch eine Extrakorporale Stosswellentherapie kann die Resorbtion des Kalkherdes gefördert und die Krankheitsdauer verkürzt werden. Dabei sind meist zwei bis fünf Sitzungen notwendig und sinnvoll.
Bei entsprechender Schmerzsymptomatik, Beschwerdedauer und Versagen der konservativen Therapie, ist ein chirurgischer Eingriff möglich. Dabei wird arthroskopisch, minimal-invasiv, das Kalkdepot aufgesucht, eröffnet und der Kalk entfernt. Nach der Operation ist keine längere Ruhigstellung notwendig und es kann unmittelbar mit der physiotherapeutischen Nachbehandlung begonnen werden.