Bei der Rotatorenmanschette handelt es sich um eine Sehnenmanschette, die den Oberarmkopf direkt umfasst. Diese Sehnen stammen von den vier „inneren“ Schultermuskeln (M. Subscapularis, M. Supraspinatus, M. Infraspinatus, M. teres major), die direkt am Schulterblatt entspringen. Sie helfen den Oberarm zu heben bzw. zu rotieren, dienen aber vor allem einer optimalen Zentrierung des Oberarmkopfes in der anatomisch sehr flach ausgebildeten Pfanne, bei Bewegungen im Schultergelenk.
Durch Unfälle oder durch Degeneration der Sehne kann es zu Rissen in der Rotatorenmanschette kommen. Häufig entsteht auch ein Riss im Zuge eines Unfalles, auf Basis einer vorgeschädigten Sehne. Bemerkbar machen sich diese Läsionen durch Schmerzen im Schultergelenk, welche in den Oberarm ausstrahlen können. Oft kommt es zu einer deutlichen Zunahme der Nachtschmerzsymptomatik. Weitere Symptome sind eine Kraftminderung und eine Bewegungseinschränkung im Schultergelenk.
Diagnostik Rotatorenmanschette
Bei der klinischen Untersuchung ergibt sich meist schon ein deutlicher Verdacht auf einen Riss in der Rotatorenmanschette. Auch eine Ultraschalluntersuchung kann in geübten Händen bereits Rupturen ab einer gewissen Größe nachweisen. Den Goldstandard in der Diagnostik der Rotatorenmanschette stellt die MRT-Untersuchung dar. Hier können bereits Degenerationen innerhalb der Sehnen, sowie diverse Risskonfigurationen mit hoher Genauigkeit dargestellt werden.
Therapie Rotatorenmanschette
Bei bereits vorliegenden Sehnendegenerationen oder kleinen Rissen in der Rotatorenmanschette kann zunächst ein konservativer, d.h. nicht-operativer, Therapieansatz gewählt werden. Hier steht die Heilgymnastik im Vordergrund. Neben entzündungshemmenden Schmerzmitteln kann die Schulter bei großen Schmerzen oder bei begleitenden entzündlichen Veränderungen mit einem Kortison Präparat infiltriert werden. Physikalische Maßnahmen wie Ultraschall oder Elektrotherapie können die Genesung zusätzlich unterstützen.
Bei vollständigen Sehnenrissen oder bei Versagen der konservativen Maßnahmen, kommt die operative, arthroskopische Therapie zum Zug. Dabei erfolgt die Naht bzw. Refixierung der Sehne an den Knochen in „Schlüsselloch“-Technik.
Nach der Operation muss die betroffene Schulter für 6-8 Wochen in einer speziellen Bandage ruhiggestellt werden, um eine optimale Sehnenheilung zu gewährleisten. Im Anschluss sollte für 2-3 Monate eine physiotherapeutische Nachbehandlung stattfinden.
Ankerfreie Rekonstruktion mit dem Arthrotunneler™ – Eine neue Technik
In den letzten Jahren hat sich die arthroskopische Versorgung von Sehnenrissen im Schultergelenk durchgesetzt. Im Zuge dieser minimal-invasiven Schlüssellochtechnik werden die gerissenen Sehnen mit sogenannten Nahtankern wieder an den Knochen fixiert. Bei diesen Ankern handelt es sich um Dübel-ähnliche Implantate, welche aus unterschiedlichen Materialen bestehen können. Prinzipiell unterscheidet man resorbierbare und nicht-resorbierbare Nahtanker. In diesen Ankern befinden sich 2-3 Fäden, mit Hilfe derer man die betroffene Sehne wieder an den Knochen knüpfen kann.
Bevor sich die arthroskopische Technik etablierte, wurden die Sehnen in einer offenen Operation genäht. Dabei wurden Knochentunnel gebohrt, die benötigten Fäden durch diese gezogen und so die Sehne an den Knochen fixiert. Diese Technik galt lange als Goldstandard und alle nachfolgenden arthroskopischen Techniken mußten sich an dieser messen.
Mit Einführung des Arthrotunneler™ ist es nun möglich diese bisher offen durchgeführte Technik auch arthroskopisch durchzuführen. In den unten angeführten Abbildungen wird die Technik anschaulich erklärt:
1. Bohren des inneren Bohrloches.2. Einführen des Arthrotunnelers.
3. Bohren des äußeren Loches
4. Durchzug des Fadens
Mit Hilfe dieses Fadens können nun die Nahtfäden durch den Knochen und die gerissene Sehne gezogen werden:
Hier ein arthroskopisches Bild: rechts noch ein primärer Durchzugsfaden; links die bereits eingezogenen Nahtfäden.
Nachdem ein vorderer und ein hinterer Bohrkanal mit den endgültigen Nahtfäden besetzt wurden, können diese miteinander verknotet werden. Dabei ergibt sich eine typische „X-Box“-Konfiguration:
Die fertige „X-Box“.
Massive, irreparable Defekte der Rotatorenmanschette
In diesen Fällen ist aufgrund eines zu großen Sehnendefektes, bei meist auch schon stattfindendem Muskelschwund, eine Rekonstruktion der Sehnenmanschette nicht mehr möglich. Bei zunehmenden Schmerzen und/oder Funktionsverlust des betroffenen Armes, bleibt meist nur noch die Versorgung mit einer inversen Schulterprothese.
Alternativ zu einer primären Implantation einer Schulterprothese, kann eine Rekonstruktion der oberen Gelenkkapsel (Superior Capsular Reconstruction) durchgeführt werden. Dieser Eingriff soll wieder zu einer besseren Zentrierung im Schultergelenk und damit zu einer besseren Funktion führen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass zumindest zwei der drei wichtigsten Sehnen noch rekonstruierbar sind und der Muskelschwund nicht allzu fortgeschritten ist.
Auch nach diesem Eingriff muss die betroffene Schulter für acht Wochen ruhig gestellt werden, gefolgt von intensiver Physiotherapie.
Dr. Buxbaumer in der Kronen Zeitung vom 10.2.2018