Verletzungen und Erkrankungen der langen Bizepssehne

Die lange Bizepssehne (LBS) verläuft im vorderen Schulterbereich ins Gelenk und ist, oberhalb der Gelenkpfanne, mit der dortigen Gelenklippe verwachsen und verankert.Über die Funktion dieser Sehne wird weiterhin diskutiert. Es wird ihr eine stabilisierende Wirkung zugeschrieben.

Schäden an der langen Bizepssehne oder ihrer Verankerung können traumatisch oder degenerativ bedingt sein. Entzündliche Veränderungen im Bereich der LBS entstehen meistens aufgrund von Begleitpathologien und treten selten isoliert auf. Rotatorenmanschettendefekte, Instabilitäten oder Risse des Führungsapparates  (Pulley-System) können zu einer chronischen Reizung und Schädigung führen. Schäden im Bereich des Bizepssehnenankers werden SLAP-Läsionen (Superior Labrum Anterior to Posterior) genannt. Diese werden in sieben Subtypen unterteilt, wobei Typ1 lediglich degenerative Veränderungen darstellt und sich eine Behandlungskonsequenz, bei entsprechenden Beschwerden, erst ab Typ 2 ergibt.

Symptomatik

Bei Verletzungen oder entzündlichen Veränderungen der langen Bizepssehne kommt es meist zu Schmerzen im vorderen Schulterbereich, die in den Oberarm ausstrahlen können. Bei zusätzlicher Instabilität der Sehne wird oft ein Schnappen in der Schulter verspürt. Kam es bereits zu einer spontanen Ruptur der LBS, ist oft ein

deutlich prominenter Muskelbauch des Bizepsmuskels im vorderen Oberarmbereich erkennbar (Popeye-Zeichen). Bei Läsionen im Bereich des Bizepssehnenankers kommt es häufig zu belastungsabhängigen Beschwerden, vor allem bei Überkopfbewegungen wie sie bei Wurf und Aufschlagsportarten vorkommen.

Diagnostik

Die klinische Untersuchung ergibt in den Händen des geübten Untersuchers schon deutliche Hinweise auf ein Vorliegen einer Schädigung der Sehne oder ihrer Verankerung. Auch eine Ultraschalluntersuchung kann weitere Hinweise liefern. Den Goldstandard in der Abklärung stellt die MRT-Untersuchung dar.

Therapie

Die konservative Therapie besteht aus der Einnahme entzündungshemmender Schmerzmittel und begleitender Physiotherapie. Hier steht der Erhalt der Beweglichkeit und die Behandlung eventuell bestehender muskulärer Dysbalancen im Vordergrund. Kortisoninfiltrationen können bei akut entzündlichen Zuständen zum Einsatz kommen.

Versagt der konservative Ansatz sollte an eine operative Therapie gedacht werden. Bei entsprechenden Schäden an der langen Bizepssehne selbst, kann arthroskpisch, minimal-invasiv, eine Durchtrennung, mit oder ohne nachfolgender Fixation der Sehne an den Oberarmkopf, stattfinden. Dies richtet sich nach der körperlichen Aktivität des Patienten, seinem Alter und dem kosmetischen Anspruch (mögliches Popeye-Zeichen!). Besteht ein Schaden im Bereich des Bizepssehnenankers, so erfolgt eine Reparatur dessen nur bei jungen, sportlichen Patienten. Bei allen anderen, zeigen neuere Studien bessere Ergebnisse bei Durchtrennung der LBS und Refixation am Oberarmkopf.

Wird die Sehne lediglich durchtrennt, wird der betroffene Arm nach der Operation nur kurzfristig ruhig gestellt und es kann unmittelbar mit der Physiotherapie begonnen werden. Erfolgt eine neuerliche Fixierung der LBS oder des Bizepssehnenankers, wird die Schulter zunächst für 4 Wochen ruhig gestellt. Danach erfolgt die heilgymnastische Nachbehandlung.